Hier schreiben wir nochmal die größten Unterschiede zwischen Deutschland und Spanien im Zusammenhang zur KiTa und zum Leben hin:
Unterschiede der Länder:
Nachtaktiv: Der Tag der Spanier endet nicht abends vor dem Fernseher, sondern in einem Cafe. Es gibt sehr viele Cafes, in denen sie oft gegen 22/23 Uhr abends noch sitzen und mit Familie oder Freunden noch etwas trinken gehen. Sie kommen also nachts nach Hause und legen sich erst dann schlafen.
Arbeitszeiten: Oft sind die Arbeitszeiten später als in Deutschland, manchmal erst ab neun Uhr morgens. Natürlich kann man das aber nicht verallgemeinern.
Pünktlichkeit: Wir Deutschen sind ja für unsere Pünktlichkeit bekannt. Das kann man auch verstehen, wenn man uns mit Spanien vergleicht: Sie kommen nicht immer auf die Minute genau zur Arbeit. Wir sind fast jeden Tag eine halbe Stunde zu spät zum Praktikum gekommen, weil die Erzieherin (bei der Alexandra gelebt hat) erst fertig war, als unsere eigentliche Arbeitszeit schon begonnen hat. Hat irgendjemand gemerkt, dass wir zu spät kamen? Nein! Aber auch das kann man nicht auf jede Person und jede Arbeitsstelle beziehen, aber wir beide standen nervös da und waren uns sicher, dass wir für unsere Verspätung, für die wir eigentlich nichts konnten, Ärger bekamen.
Frühstück: Deren Frühstück ist meistens nicht so ausgeprägt wie in Deutschland. Oft tunken sie nur ein paar Kekse in Kakao oder Kaffee. Manchmal gibt es aber auch ein bisschen Brot zum Frühstück.
Essensregeln: Was uns stark aufgefallen ist ist, dass in Spanien nicht gewartet wird, bis jeder bereit am Tisch sitzt, sondern sie fangen schon an zu essen, sobald das Essen auf dem Tisch steht. Auch abgeräumt wird direkt, sobald man fertig ist, ohne zu warten, dass alle fertig sind.
Ampeln: Wir haben verschiedene Arten von Ampeln bemerkt, die oft sehr unterschiedlich sind:
1. Die normalen Ampeln wie in Deutschland (Rot, Gelb, Grün)
2. Ampelmännchen, die sich bewegen (je baldiger es rot wird, desto schneller geht das Ampelmännchen)
3. Sekundenanzeigen (die gibt es auch manchmal in Deutschland - in Spanien auch oft in Verbindung mit den Ampelmännchen)
4. Lichtleisten auf dem Boden (moderne Ampeln, Lichtleisten die rot/grün werden, wenn man aufs Handy schaut oder auf den Boden)
Land: Im Norden ist das Land sehr hügelig, also es gibt viele Berge, Hügel, Hänge. Also wird es oft anstrengend!
Türen: Wir haben zuvor nicht gewusst, dass man Türen so anders konstruieren kann, dass man sie oft nicht aufkriegt! Man muss oft rütteln, drücken, dagegenstemmen und runterdrücken und man bekommt die Tür oft trotzdem nicht auf. Aber die Spanier öffnen die Tür dann innerhalb von einer Sekunde. Das Problem gibt es aber auch nicht an allen Türen. Es gibt auch Türen, die vor dem Aufgehen laut knacken, das vor allem früh morgens bei der Schlafzimmertür eher kontraproduktiv ist, wenn noch jemand schläft.
Müll: Hier wird nicht immer auf eine perfekte Mülltrennung geachtet. Niemand hat eigene Mülltonnen wie in Deutschland, es sind nur große Müllcontainer am Straßenrand alle paarhundert Meter und die sind auch nur selten in unterschiedlichen Farben als Zeichen der Mülltrennung.
Bus: Es gibt in einem normalgroßen Bus drei Türen - vorne, in der Mitte und ganz hinten. Dazu läuft noch leise Hintergrundmusik und das passende Musikvideo wird in einer Anzeige gezeigt, die es wie in Deutschland vorne gibt. Neben dem Video wird dann auch die nächste Bushaltestelle gezeigt.
Nachnamen: Diesen Unterschied haben wir noch nicht richtig begriffen: Jede Person hat zwei Nachnamen. Der erste Nachname ist der erste Nachname der Mutter und der zweite Nachname der erste Nachname des Vaters. Verwirrend.
Wohnsituation: Spanier leben mehr in Wohnungen als in Häusern, deswegen sieht man auch sehr oft Hochhäuser. Die Wohnungen sind etwas größer als in Deutschland.
Klingel: Es gibt keine Namen auf den Klingeln (wegen dem Datenschutz), sondern nur die Nummer des Stockwerks und dann noch entweder die Seite, auf der die Wohnung ist, oder ein Buchstabe (A,B,C,D).
Urlaub: Wir haben herausgefunden, dass Erwachsene in Spanien vier Wochen Urlaub nehmen dürfen: zwei Wochen im Sommer und zwei Wochen über Weihnachten/Neujahr. Schüler haben im Sommer zwei Monate Ferien.
Unterschiede der KiTa:
Aufgaben der Kinder: Es gibt nicht so viel Freispiel wie in Deutschland. Morgens dürfen sie kurz spielen, dann gibt es einen langen Morgenkreis mit Liedern, Geschichten (manchmal Bücher vorlesen), Üben (Wochentage, Wetter, Jahreszeiten, ...). Nach dem Essen gibt es dann oft Übungsaufgaben wie in der Schule. Die Kinder bekommen Arbeitsblätter, die sie bearbeiten müssen, indem sie z.B. etwas Bestimmtes ausmalen oder einen Sticker aufkleben. (Beispiel: Sie dürfen nur den GEÖFFNETEN Sonnenschirm anmalen, nicht den geschlossenen daneben). Danach gibt es wieder Freispiel, manchmal auch zwischendurch Lieder zum Tanzen. Irgendwann geht es auch nach draußen, wenn das Wetter gut ist. Einmal die Woche kommt sogar eine Englischlehrerin, die in einem extra Raum Englischunterricht gibt.
Spielzeug: Die Gruppen sind nicht voll mit Spielzeug, im Gegenteil: Es gibt nur eine Ecke mit einem Schrank mit mehreren Schubladen, in denen Bausteine, Holzsachen, kleine Bälle und paar mehr Sachen sind. Damit dürfen sie dann spielen und sich in der Gruppe austoben. Es gibt keine bestimmten Ecken wie die Bauecke, Spielecke, Bastelecke oder so.
Fächer: Die Kinder haben außerhalb der Gruppe kleine Fächer, wo Klamotten oder Rucksäcke hingehangen werden. Innerhalb der Gruppe haben sie auch Fächer für Trinken oder ihre Kittel.
Essen: Nach dem Morgenkreis gibt es einen Snack. Der ist nach Wochentag festgelegt, muss aber nicht gezwungenermaßen eingehalten werden (Montag Obst, Dienstag Butterbrot, ...). Die Eltern tun den Snack beschriftet mit dem Namen in eine Tüte, die die Kinder dann in die Gruppe nehmen.
Raumgestaltung: Es gibt einen Gruppenraum mit einer kleinen Spielecke, Tischen, einem Pult für den Erzieher und einer Matte und einem großen Spiegel. Einen Nebenraum gibt es nicht. Angrenzend daran gibt es aber auch einen Wickelraum mit Toiletten. In der Gruppe sind oft Plakate mit den Gruppenregeln oder Zahlen, Tieren, Wochentagen, Jahreszeiten.
Essensraum: Es wird nicht in der Gruppe gegessen, sondern in einer Mensa, die zuvor auch als Gruppenraum genutzt wird.
Technik: Jede Gruppe hat einen Fernseher im Raum. Für die 0-2-jährigen wird dieser manchmal genutzt, für die älteren Kinder eher selten. Dazu besitzt jeder Erzieher eine App auf dem Handy. in denen eingetragen wird, wie gut das Kind gegessen hat, wie der Stuhlgang war, usw. Auf diese Informationen können die Eltern jederzeit zugreifen. Ebenfalls wird das Handy auch oft genutzt, um Lieder von YouTube abzuspielen.
Sauberkeit: Jetzt kommt der größte Unterschied: Jedes Kind hat eine bestimmte Uniform: Eine lange oder kurze rote Hose mit dem Symbol der KiTa drauf, ein weißes T-Shirt mit dem Symbol und einen rot-weiß-gestreiften Kittel. Ebenfalls besitzen sie einen roten Rucksack. Der Kittel dient dazu, dass die Kinder sich beim Essen oder draußen nicht dreckig machen. Nach dem Wickeln wird den Kindern parfümiertes Wasser in die Haare gesprüht und gekämmt, um immer ordentlich und sauber zu sein. Auch die Erzieher besitzen eine Art Schürze, die ebenfalls rot-weiß-gestreift ist und dessen Name eingenäht ist.
Sprachentwicklung: Uns ist aufgefallen, dass die Kinder oft schon besser und mehr reden als in einer deutschen U3-KiTa. Das liegt vermutlich an deren Übungen, die die Sprachentwicklung fördern.
Außenbereich: Das ist ein Teil, der uns nicht sehr gefallen hat: Es gibt keinen großen Außenbereich mit Wiese und paar Spielgeräten, sondern es ist ein kleiner quadratischer Platz zwischen Hochhäusern aus Gummikacheln, auf denen vier Spielgeräte stehen. Die Kinder müssen also für die verschiedenen Geräte anstehen, das so an sich nicht schlimm ist. Der Bereich ist durch einen kleinen Zaun geschützt, da der Spielplatz in der Nähe zweier Straßen ist.
Öffnungszeiten: Das ist ein Fakt, der uns beide sehr überrascht hat: Die KiTa hat von etwa sieben Uhr morgens bis 20 Uhr abends (!!) auf. Manche Kinder kommen morgens bis früh nachmittags, manche Kinder aber je nach Arbeitszeit der Eltern nachmittags bis abends. Jedoch bleibt eher selten ein Kind so spät abends.
Kinder: Die Kinder verhalten sich oft sehr sozial. Sie weinen nicht so viel und eher selten, wenn ihnen etwas weggenommen wird. Sie streiten sich weniger und wenn ein Kind weint, kommen oft ein paar Kinder und versuchen es zu trösten.
Eltern: Die Eltern kommen nicht mit in die Gruppe rein und verabschiedet sich dort vom Kind oder holt es dort ab, sondern die Eltern warten im Wartebereich. Ein Erzieher kommt dann und holt das Kind ab oder bringt das Kind zum Abholen hin. Manchmal wird sogar der Kinderwagen dort gelassen und in einen Raum gestellt.
Abschluss: Nach den drei Jahren KiTa haben die Kinder ihren Abschluss (darüber haben wir in einem Blog zum Thema "Granduation" geschrieben) und danach kommen sie in die Vorschule für ebenfalls drei Jahre, in der sie schon ein paar Vorkenntnisse im schreiben, lesen oder rechnen lernen. Danach kommen sie erst in die Grundschule.
Man merkt also, dass es schon einige Unterschiede zu Deutschland gibt.
Alexandra & Luisa